Einsturzgefahr

Als ich das Haus 1990 kaufte, war es ein Trümmerhaufen. Wegen  akuter Einsturzgefahr war es amtlich abgesperrt. Keine horizontale Struktur war intakt. Überall gähnten Löcher in Dächern und Böden. Teilweise ragten nur noch die Mauern wie faule Zähne in die Höhe; aber auch von diesen waren einige wackelig. Man hielt mich für verrückt; zum Glück war ich niemandem Rechenschaft schuldig.

Der Seilbahn-Trick

Dank einem privaten Darlehen konnte ich 1992 die Renovation anpacken. Die Prognosen lauteten auf drei Jahre wegen der enormen Transportvolumina, aufzuteilen in Eselsportionen. Bis zur nächsten Strasse waren es über 200 Meter steilen Saumpfades mit Treppenstufen. Schon der Gedanke an diese Tierschinderei war ein Horror, abgesehen von den nicht abschätzbaren Kosten, und so baute ich mit behördlicher Erlaubnis eine Seilbahn zum nächsten Hügel, wo es einen Parkplatz gab. Auch dieses Unterfangen trug mir einschlägige Diagnosen ein, und als ich mich  selbst in der Kiste die 280 Meter über den Felsabhang fahren liess, schlugen einige das Kreuz. Auch die örtliche Zeitung berichtete darüber. Doch innerhalb von drei Monaten war der Schutt aus dem Haus, im Gegenzug das Material auf der Baustelle, und nach etwas mehr als einem halben Jahr hatten die tüchtigen Bauleute aus der Ruine das 700jährige Patrizierhaus wieder hergezaubert. 

"Grossgrundbesitz"

Die Seilbahn gibt es nicht mehr. Unterdessen bezeichne ich mich gerne als steinreich, denn an Steinen fehlt es nun wirklich nicht auf dem felsigen Anwesen, das sich im Laufe der vergangenen 25 Jahre immer mehr ausdehnte: Infolge der bedauerlichen Überalterung und Entvölkerung des Städtchens wurden mir und inzwischen auch meiner Gemahlin Judit nebst einem grossen Garten auch der eine oder andere alte Stall zum Kauf angeboten. Daraus wurden Werkstatt, Wohn-Atelier und ein Garten-Wohnhaus. Gebaut wird an dieser Lage noch heute nach der gleichen Methode. Die Bilder zeigen  exemplarisch die Erneuerung des Atelier-Daches 2009, die Arbeit an den Gartenmauern 2008 und die periodischen Fassaden-Renovationen.

Klar, dass wir als Ausländer bei unseren Anschaffungen immer mehr aufzuwerfen hatten, als je ein Einheimischer bezahlt hätte, aber für uns waren diese Erwerbungen jeweils gerade noch verkraftbar. Und so sind wir, ohne es je gewollt zu haben, fast ein bisschen zu Grossgrundbesitzern geworden.