Immer wieder müssen engagierte Einwohner kämpfen, um dem zunehmenden Siedlungsdruck Einhalt zu gebieten, der seit Jahren auch das grosse Naturschutzgebiet und die Kulturschätze im Norden der Insel bedroht. Ihr Ziel ist es, die ganze Nordhälfte zu einem Naturpark mit Lehrpfaden zu machen, die auch zu den weltweit selten zu findenden Urgesteins-Vorkommen und den archäologischen Fundstätten führen sollen. Gewissenlose Immobilienhaie schrecken selbst vor Brandschatzung nicht zurück, um geschützte Buschflächen in ungeschütztes Bauland zu verwandeln.
Syros ist seit mindestens 6000 Jahren besiedelt. Funde weisen in die Jungsteinzeit und in die frühe Bronzezeit. Die wohl faszinierendste Kultur war die kykladische. Sie schuf einen Figurenschatz von erstaunlicher Abstraktion und höchster Eleganz. Grosse Meister unserer Zeit liessen sich in ihrem Schaffen von der kykladischen Formensprache inspirieren. Noch immer werden Gräber und Siedlungsreste ausgegraben.
Ganz im Norden der Insel ragt ein Fels in die Höhe, der zum Meer hin schroff abfällt und auf seiner sanft abfallenden Rückseite eine Bucht beschirmt, in der in der Antike und zur Zeit der frühen christlichen Seefahrt die Segelschiffe günstige Winde abwarteten, um mit ihrer Fracht die Reise fortzusetzen. Während der oft mehrtägigen Wartezeiten vertrieben sich die Seeleute die Zeit, indem sie in den Marmorfelsen allerlei Sprüche und Segenswünsche meisselten, etwa guten Freunden eine "Euploia", eine gute Fahrt, wünschten.
Das Städtchen Ano Syros wurde im Mittelalter vor allem zum Schutz der Inselbewohner vor den Piraten auf einem monolithischen Felsen erbaut. Bis ins 19. Jahrhundert war die befestigte Siedlung mit ihren sieben Stadttoren Hauptstadt der Insel und ist noch heute katholischer Bischofssitz der südlichen Ägäis. Die kykladische Architektur ist nicht nur versehen mit klassizistischen Zutaten, sondern durchsetzt mit Spuren der venezianischen Herrschaft.
Obwohl fast die ganze Bausubstanz von Ano Syros offensichtlich mittelalterlich-kykladisch ist, hat die Entdeckung eines rudimentären Gemäuers bei Grabarbeiten im Garten im Mai 2015 doch einiges Stirnrunzeln ausgelöst, und sie harrt noch der archäologischen Untersuchung. Mit Resten von rötlichem Putz, sieht es nach dem Überbleibsel eines gewölbeartigen Backofens aus dem Mittelalter aus, der unter Flur befeuert wurde. Der Fund wurde mehrfach beim Amt für byzantinische Altertümer gemeldet, bisher ohne Erfolg.
Im frühen 20. Jahrhundert entstand als eine Art Widerstandsmusik der Rembetiko. Seine Lieder berichten zumeist von Unglück und Kummer der einfachen Menschen. Ein wichtiger Vertreter dieser musikalischen Richtung und einer der grössten Sänger war der aus Syros stammende Markos Vamvakaris. Als Komponist des Liedes «Frangosyriani» wird er noch heute in Syros verehrt, und ein Museum in Ano Syros erinnert an ihn.